THE ART OF SLOW LIVING | Die Entschleunigung zulassen

In der modernen Gesellschaft scheint alles unaufhaltsam voranzugehen. Man hetzt von einem Meeting zum nächsten, hat ein ausgefülltes Sozialleben und der Wochenendkalender ist stets voll. Das ist die Norm unserer heutigen Gesellschaft. Als Antwort auf diesen hektischen Lebensstil wird "Slow Living" immer beliebter. Der Name verrät bereits, worum es geht: das Leben langsamer angehen lassen. Jeder interpretiert dies auf seine eigene Art und Weise – sei es durch Reisen im Wohnmobil oder durch tägliche 10-minütige Meditation. In diesem Blogartikel erklären wir, was Slow Living ist und wie du diesen Lebensstil in deinem Alltag umsetzen kannst.  

“Sometimes, slowing down is the best way to speed up.” 
- Mike Vance 

Zurück in der Zeit 

Reisen wir einen Moment lang in die 70er Jahre zurück, als der Slow Living Lifestyle seinen Ursprung fand. Obwohl er damals noch nicht als ‘Slow Living’ bekannt war, finden wir heute zahlreiche Inspirationen aus dieser Zeit. Es war eine Ära, in der viele Menschen in die Natur zogen, um sich selbst zu finden. Sie entflohen dem Alltag, indem sie mit ihren Wohnmobilen auf Reisen gingen. In dieser Zeit wurden auch ‘Do-it-yourself'-Marken wie IKEA äußerst populär. Viele Menschen genossen es, Dinge bewusst und mit Achtsamkeit selbst zu erledigen und sich wieder Zeit für ihre Hobbys zu nehmen.  

Balance war das Schlüsselwort der 70er Jahre. Während die Massenproduktion und der Konsum in den 50er und 60er Jahren negative Auswirkungen auf die Umwelt hatten, entstand das Bedürfnis nach Balance. Dies führte zur Wiederentdeckung der Natur und zu einer neuen Form des Zusammenlebens. Die Menschen taten dies, indem sie einfache Dinge mit Aufmerksamkeit ausführten – sei es ein Picknick im Wald, das Selbermachen von Kleidung oder der eigene Anbau von Lebensmitteln. Die Menschen begannen, sich zu entschleunigen und Zeit für jeden Aspekt ihres Lebens zu nehmen. 

 

Von Slow Food zum Slow Living 

Erst in den späten 80er Jahren erhielt dieser langsamere Lebensstil einen Begriff. Es begann mit dem Aufkommen von Fast Food, das eine Gegenbewegung auslöste. Der Koch Carlo Petrini führte die Slow-Food-Bewegung ein, um die Wertschätzung für traditionelle Küchen und lokale Zutaten wiederherzustellen. Die Menschen begannen wieder auf dem Markt einzukaufen und traditionelle Gerichte zu schätzen, sowohl bei der Zubereitung als auch beim Essen. Mit der Zeit wurde das Konzept von "Slow" auf andere Aspekte des Lebens ausgeweitet, wie beispielsweise Arbeit, Reisen und Elternschaft. Heutzutage kennt man auch Begriffe wie Slow Travel und Slow Fashion 

Auch Slow Living wurde eingeführt. Das ging noch ein bisschen weiter als Slow Food. Es wurde zu einer Lebensweise, bei der man bewusst mit seiner Zeit umgeht und alles mit Aufmerksamkeit tut. Natürlich kannst du Slow Living anwenden, indem du bewusst Aktivitäten in dein Leben einbaust, wie z.B. Spazierengehen, aber Slow Living ist auch eine Denkweise. Ein achtsameres Leben zu führen und weniger Anreize in deinem Leben zuzulassen. Entschleunige dein Leben auf jede erdenkliche Weise. Zum Beispiel, indem du deine Atmung kontrollierst, andere Prioritäten setzt und geduldig bist, wenn etwas anders läuft als erwartet.   

Warum ist Slow Living so wichtig? 

Slow Living ist für jeden Menschen individuell, aber das Bedürfnis nach Balance verspüren viele. In unserer hektischen Gesellschaft nehmen psychische Beschwerden immer mehr zu. Um diesen vorzubeugen, suchen die Menschen nach Lösungen – und Slow Living kann eine effektive Methode sein. Indem man hin und wieder einen Schritt zurücktritt und die To-Do-Liste mit Achtsamkeit angeht, gewinnt man Klarheit. Die Kanban-Methode kann hier helfen: indem man klare Vereinbarungen mit sich selbst trifft und diese bei Bedarf anpasst. Ob es darum geht, ohne Handy in den Wald zu gehen oder am Ende des Tages zehn Minuten zu meditieren – dies sind alles Elemente des langsamen Lebens, Momente, um das Leben zu reflektieren und zu entspannen. 

Die Corona-Pandemie führte dazu, dass viele Menschen vermehrt Zeit zu Hause verbrachten. Dadurch wurden sie sich bewusst, wie wertvoll diese Momente sein können. Das Bedürfnis, Hobbys wiederzuentdecken und mehr Zeit in der Natur zu verbringen, brachte auch das Thema ‘Selfcare’ in den Fokus. Die Vielseitigkeit des Slow Living bietet vielen Menschen Seelenfrieden, ohne dass sie dabei Zeit verlieren, sondern vielmehr gewinnen – Zeit für die Dinge, die ihnen wirklich wichtig sind. 

“In order to seek one's own direction, one must simplify  
the mechanics of ordinary, everyday life.” 
- Plato 

Wie entschleunigst du? 

Wie bereits erwähnt, ist Slow Living eine wahre Lebensphilosophie, die auf jeden Lebensbereich angewendet werden kann. Der Anfang mag zwar überwältigend erscheinen, doch es gibt zahlreiche Möglichkeiten, Slow Living in deinem Alltag zu integrieren. Natürlich kannst du dich für das Reisen im Wohnmobil entscheiden und dich von der Hektik verabschieden, aber es gibt noch viele andere Wege. Probiere doch einmal, für den kleinen Einkauf im Supermarkt das Fahrrad anstelle des Autos zu nutzen oder gestalte deine Morgenroutine so, dass du die erste halbe Stunde dein Handy bewusst nicht anrührst. Auf diese Weise startest du den Tag ohne den sofortigen Informationsfluss, der deinen Kopf überfordern kann. 

Tägliche einstündige Spaziergänge oder erholsame Waldbäder ermöglichen es dir, dich ganz der Natur hinzugeben und deine Sinne zu öffnen. Du wirst die Blätter sehen, den Wind fühlen und alle Tiere im Wald hören – ein achtsamer Spaziergang durch die Natur, der deinen Geist befreit und Entspannung bringt. 

Eine weitere Möglichkeit ist, deine Bildschirmzeit zu reduzieren, denn unsere Telefone und die ständigen Benachrichtigungen können die Entschleunigung stören. Überlege, ob du dir eine App zur Bildschirmzeitkontrolle herunterladen oder einen Zeitplan erstellen möchtest, um besser zu verfolgen, wie viel Zeit du mit deinem Handy verbringst. Manche Menschen ziehen sich auch für ein paar Tage zurück, um ihren Seelenfrieden wiederzufinden. Dabei schalten sie einfach das Telefon aus, lassen äußere Reize hinter sich und lassen den Gedanken freien Lauf. 

Herausforderungen beim Slow Living 

Es kann manchmal schwierig sein, Slow Living in deinem Leben anzuwenden. Leider läuft nicht immer alles reibungslos ab. Manchmal hast du einen überfüllten Terminkalender, ohne dass du dagegen viel tun kannst. Vielleicht gibt es berufliche oder soziale Verpflichtungen, die dir kaum Raum für Entschleunigung lassen. In solchen Momenten ist es normal, dass du in alte Gewohnheiten zurückfällst. Wichtig ist, dir selbst Raum zu geben, da du an ein geschäftiges Leben gewöhnt bist. 

 

“Slow living is all about creating time and space and energy  
for the things that matter most to us in life,  
so ask yourself what you stand to gain.” 
- Brooke McAlary 

 

Falls du nicht weißt, wo du anfangen sollst, haben wir eine kleine Liste zusammengestellt, um dir den Einstieg zu erleichtern. Beim Slow Living geht es darum, alles bewusst und achtsam zu tun. Du musst nicht mehr tun, sondern eher weniger. Es geht darum, das, was du tust, möglichst bewusst und mit Achtsamkeit zu tun. Beispiele dafür sind:   

  • Erledige immer nur eine Aufgabe zurzeit. Lege das Handy weg, wenn du die Wäsche zusammenlegst, und fokussiere dich nur auf diese eine Aufgabe. 
  • Versuche, 10 Minuten lang ruhig ein- und auszuatmen, bevor du aufstehst und deinen Tag beginnst. Ziehe deine Wanderschuhe an und gehe einmal in der Woche ohne dein Handy in den Wald.  
  • Überprüfe deine Bildschirmzeit und reduziere sie bewusst, um die Entschleunigung nicht durch ständige Reize zu stören. 
  • Achte öfter auf deine Atmung. Manchmal beginnen wir unbewusst sehr schnell zu atmen. Ein paar tiefe Ein- und Ausatmungen helfen dir, für eine Weile wieder zur Ruhe zu kommen. 
  • Nimm dir einen halben Tag in der Woche vor, an dem du gar nichts tust. Trau dich, dich zu langweilen.  

Das sind fünf Möglichkeiten, Slow Living in deinem Leben anzuwenden, aber es gibt noch viele mehr. Vor allem gilt: Mach das, was dir Spaß macht, und nimm auch die kleinen Dinge im Leben bewusst wahr. So gestaltest du dein Leben ein wenig entschleunigter und Kreiere deine eigene Balance.