Die 70er Jahre und jetzt | Zurück zur Balance
Die 70er Jahre. Sie waren die Jahre der Selbstverwirklichung. Die Zeit, in der Optimismus und Idealismus die Oberhand hatten. Die Wünsche der 60er Jahre würden endlich alle erfüllt werden. Eine weniger elitäre Gesellschaft, Rücksicht auf Natur und Umwelt, eine eigentumsfreie Gesellschaft und eine Wirtschaft, in der wir alles teilen würden. Das waren damals bahnbrechende Entwicklungen, die heute noch genauso aktuell sind. Nach einer unsicheren Zeit sind wir wieder auf der Suche nach Balance, zwischen unserem geschäftigen sozialen Leben und dem Finden von Ruhe. Wir kehren zurück in die Natur und suchen nach neuen Hobbys. In diesem Blog sprechen wir darüber, wie die 70er Jahre und die heutige Zeit in den Bereichen Mode, Innenarchitektur, Slow Living und Natur zusammenkommen.
Eine Zeit des Wandels
Die 70er Jahre waren eine Zeit des tiefgreifenden gesellschaftlichen Wandels und turbulenter Ereignisse - es war ein Jahrzehnt mit zahlreichen Facetten. Die Schäden des Zweiten Weltkriegs waren weitgehend behoben. Nach einer langen Zeit der Unsicherheit schien die Gesellschaft langsam wieder auf die Beine zu kommen. Das ging nicht ohne Rückschläge ab; Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre kam es zu einem gesellschaftlichen Wandel.
Die Massenproduktion schuf einen Überfluss an Konsumgütern, führte aber auch zu einem Verlust an Handwerkskunst und Individualität. Die Menschen wurden sich zunehmend der negativen Auswirkungen der Massenproduktion auf die Umwelt bewusst. Das Bewusstsein wuchs, dass anhaltendes Wirtschaftswachstum und materieller Wohlstand nicht unbedingt zu einem zufriedeneren und glücklicheren Leben führen. So entstand eine Gesellschaft des Teilens, in der Besitz weniger wichtig wurde.
Auch die Ölkrise von 1973 hinterließ ihre Spuren. Diese Krise zwang die Menschen dazu, bewusster zu denken. Zum Beispiel über das Energiesparen und die Nutzung alternativer Energiequellen. Sie machte den Menschen klar, dass unsere natürlichen Ressourcen nicht unendlich sind und dass wir mit unserem Planeten sparsamer umgehen sollten.
Diese sozialen und wirtschaftlichen Veränderungen führten zu einem Wandel in den Werten und Lebensstilen der Menschen. Es gab ein wachsendes Bedürfnis nach einer neuen Balance im Leben, die sich auf die Wiederherstellung der Harmonie zwischen Menschen und Natur konzentrierte. Die Menschen sehnten sich nach einer tieferen Verbindung mit sich selbst, untereinander und mit der Welt um sie herum. Man erkannte, dass wertvolle Erfahrungen und sinnvolle Verbindungen wichtiger waren als materielle Besitztümer.
Innenarchitektur und Mode
Dieser gesellschaftliche Bewusstseinswandel war in den 70er Jahren auch in der Innenarchitektur und der Mode zu beobachten. Wenn es um Inneneinrichtung und Design ging, sah man hauptsächlich beruhigende Formen. Natürliche Materialien wie Holz, Weidengeflecht und Rattan wurden ebenfalls häufig für Möbel und Dekoration verwendet. Die Farben dieser Zeit waren hauptsächlich erdige, natürliche Farben. Denke an Braun-, Grün-, Orange- und Gelbtöne.
Auch die Mode änderte sich mit diesem Wandel. Die Menschen zogen es vor, bequeme und natürliche Kleidung zu tragen. Stoffe wie Baumwolle, Leinen und Wolle waren beliebt, weil sie bequem waren. Die Kleidung hatte lockere und legere Formen, so dass man sich frei bewegen konnte. Man denke an lange Kleider mit weiten Ärmeln oder Hosen mit ausgestellten Beinen. In der Mode waren auch die Farben erdig: braun, grün, orange und gelb. Aber auch leuchtende Farben wie Rot, Lila und Blau waren angesagt. Blumendrucke, Fransen, Spitzen, Stickereien und Häkeldetails waren bei Kleidungsstücken aus dieser Zeit üblich, um ein böhmisches und handwerkliches Gefühl zu vermitteln. Die Mode der 70er Jahre war entspannt, bunt und ausdrucksstark.
Slow Living und Balance
Zu dieser Zeit wurde die Lebensweise allmählich anders betrachtet. Nach den rasanten gesellschaftlichen Veränderungen der 60er Jahre gab es ein Bedürfnis nach mehr Stabilität und Balance im täglichen Leben. In dieser Zeit entstand auch die Slow-Living-Bewegung, die ihren Ursprung in der Slow-Food-Bewegung hatte. Carlo Petrini gründete die Slow-Food-Bewegung als Reaktion auf den Aufstieg von Fast Food und Massenkonsum. Ihr Ziel war es, die Wertschätzung für traditionelle Küchen und lokale Zutaten zurückzubringen. Slow Food wurde schließlich zu viel mehr als einer kulinarischen Bewegung. Es ging um Bewusstsein, Nachhaltigkeit und den Wunsch nach einem langsameren und sinnvolleren Leben. Diese Philosophie breitete sich auch auf andere Aspekte des täglichen Lebens aus, wie Reisen, Wohnen und Arbeiten. Slow Food wurde schließlich zu einer globalen Slow-Living-Bewegung.
Die Slow-Living-Bewegung inspirierte Menschen auf der ganzen Welt dazu, bewusster zu leben und einen Lebensstil anzustreben, der mehr im Einklang mit sich selbst, anderen und der Natur ist. Folglich gewann die Idee des langsamen Lebens enorm an Popularität. Dabei entschleunigten die Menschen bewusst ihren hektischen Lebensstil. Sie nahmen sich Zeit, den Moment zu genießen, sich zu entspannen und sich mit der Natur zu verbinden. Die Menschen strebten nach einem einfacheren und erfüllteren Leben und konzentrierten sich weniger auf materielle Besitztümer und mehr auf Erfahrungen. Sie erkannten den Wert von Erfahrungen anstelle von Besitztümern und schätzten Momente der Ruhe und Besinnung. Dies spiegelte sich auch in der Freizeitgestaltung wider: Sie legten mehr Wert auf Outdoor-Aktivitäten wie Wandern, Camping und Gartenarbeit. Die Menschen begannen, traditionelle Handwerke wie Weben, Holzbearbeitung und Keramik wieder zu schätzen. Diese Wiederentdeckung des Handwerks wurde zu einer Art Gegenbewegung zur Massenproduktion.
Die 70er Jahre und die heutige Welt
Wie in den 70er Jahren leben wir auch heute in einer unruhigen Welt. Wir stehen vor globalen Herausforderungen wie dem Klimawandel, der Polarisierung, der rasanten technologischen Entwicklung und der sozialen Ungleichheit. Wir werden uns auch zunehmend der Endlichkeit der natürlichen Ressourcen bewusst und erkennen daher, wie wichtig es ist, nachhaltiger zu leben. Diese Erkenntnis hat zu einem neuen Interesse an natürlichen Materialien, Bio-Lebensmitteln, umweltfreundlichen Produkten und einem allgemeinen Fokus auf Nachhaltigkeit geführt.
Auch die Geschwindigkeit und das Tempo des modernen Lebens schaffen ein größeres Bedürfnis nach Momenten der Ruhe und Besinnung. Wir wollen dem ständigen Fluss von (digitalen) Reizen und dem Druck, immer produktiv und verfügbar zu sein, entkommen. Wir sehnen uns nach der Natur und nach mehr Verbindung mit uns selbst; nach einem langsameren Leben. Genau wie in den 70er Jahren.
Dieser gesellschaftliche Umbruch schafft wieder ein neues Bedürfnis nach Balance. Die Art und Weise, wie in den 70er Jahren eine neue Form der Balance gefunden wurde, ist heute besonders relevant. In der Innenarchitektur und der Modebranche werden zum Beispiel wieder natürliche Materialien, organische Formen und erdige Farben verwendet. Wir sehnen uns nach Einfachheit, Minimalismus und einem Gefühl der Harmonie in unseren Lebensräumen. In der Modebranche sind Second-Hand-Artikel, meist im Stil der 70er Jahre, wieder unglaublich beliebt. Vintage-Kleiderläden sind jetzt in jedem Einkaufszentrum zu finden. Auch Schlaghosen sind unverzichtbar geworden. Oder die Kleider mit einem fröhlichen Aufdruck, wie Blumen oder Tiere, darauf. Das sind Trends, die aus den 70er Jahren zurückkommen und uns weiterhin inspirieren.
Nach den letzten Jahren voller Unruhen, Krisen und Pandemien ist das Bedürfnis, langsamer zu leben - das Slow-Living-Gefühl - stärker denn je. Du kannst sehen, dass die Art und Weise, wie sie in den 70er Jahren gelernt haben, langsamer zu leben, eindeutig als Inspiration dafür dient, wie wir heute die Balance in unserem Leben wiederfinden. Wenn wir diese Balance erst einmal hergestellt haben, wird das Gefühl der Harmonie bald folgen.